Anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung des Strafgefängnisses Wolfenbüttel veranstalteten die Pfarrei St. Petrus, die Kolpingfamilie Wolfenbüttel, Amnesty International und die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel am 11. April einen Gedenkgottesdienst. Unter dem Titel „Seht da, der Mensch“ war die Feier in der St. Petrus Kirche den Lebensgeschichten von Wilhelm Schulze und Fernande Mathieu gewidmet.
Der Güterbahnarbeiter des Uelzener Bahnhof Wilhelm Schulze wurde wegen mehrerer kleinerer Diebstähle im August 1943 als sog. „Volksschädling“ vor dem Sondergericht Hannover zum Tode verurteilt. Er hatte Lebensmittel, Kleidung und Genussmittel entwendet. Als er am 29. September 1943 im Strafgefängnis Wolfenbüttel hingerichtet wurde, hinterließ er vier kleine Kinder und seine Ehefrau.
Fernande Mathieu (* 7.10.1920) , eine französische Hutmacherin, gehörte einer Widerstandsgruppe in Brüssel an, die Flugblätter verteilte und Waffen versteckte. Die junge Mathieu wurde im September 1943 als sog. „Nacht und Nebel“-Gefangene nach Deutschland verschleppt, zum Tode verurteilt und am 7. August 1944 im Strafgefängnis Wolfenbüttel hingerichtet.
Die Gemeinde gedachte neben Wilhelm Schulze und Fernande Mathieu über 520 Menschen, die im Strafgefängnis Wolfenbüttel zwischen 1937 und 1945 hingerichtet wurden.
Ganz besonders lag uns die Teilnahme der Familie von Wilhelm Schulze am Herzen, die sich durch Fürbitten gegen das Vergessen am Gottesdienst beteiligte. Im Anschluss bot sich die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Gespräch im Roncallihaus.