Archiv der Kategorie: forschen & sammeln

Abschluss des Projektes zum §175 StGB in der frühen Bundesrepublik

Im Januar stellte unsere Kollegin Maria Bormuth die Ergebnisse ihres einjährigen Forschungsprojektes “§175 StGB – 20 Jahre legitimiertes Unrecht in der Bundesrepublik am Beispiel des Strafvollzugs in Wolfenbüttel” der Öffentlichkeit vor. Herausgekommen sind neben pädagogischen Materialien auch die Publikation ”Ein Mann, der mit einem anderen Mann Unzucht treibt […], wird mit Gefängnis bestraft.”

Mit dem Projekt, dass im Dezember 2017 startete, hat Maria Bormuth eine wegweisende Forschungsarbeit zur strafrechtlichen Verfolgung homosexueller Männer in der frühen Bundesrepublik vorgelegt. Sie widmete sich dabei am Beispiel des Strafgefängnisses Wolfenbüttel einem bis jetzt wenig erforschtem Themengebiet.

Pressekonferenz Bild_3

Pressekonferenz zur Vorstellung der Publikation (v.l.n.r.: Dr. Jens-Christian Wagner, Hans Hengelein, Dr. Carola Reimann; Martina Staats, Maria Bormuth, Thomas Wilde)

Gefördert wurde das Projekt vom niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Die Ministerin, Frau Dr. Carola Reimann, der niedersächsische Referent für LSBTII, Hans Hengelein, sowie der Geschäftsführer des Queeren Netzwerkes Niedersachsen, Thomas Wilde, waren genauso wie der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Dr. Jens-Christian Wagner, und die Leiterin der Gedenkstätte, Martina Staats, bei der Vorstellung der Broschüre vor Vertretern der Presse anwesend. Die Ministerin betonte dabei: “Die Würde von Homosexuellen war bis 1969 antastbar – das darf nie wieder passieren.”

Interessierte können die Broschüre mit dem Titel ”Ein Mann, der mit einem anderen Mann Unzucht treibt […], wird mit Gefängnis bestraft.” ab sofort über den Buchshop der Stiftung erwerben.

Der Wolfenbüttel-Prozess in Belgien

Das belgische Forschungsprojekt JUSINBELLGIUM arbeitet zurzeit an der Digitalisierung von Akten des Wolfenbüttel Prozesses, der 1950 vor einem Kriegsgericht in Brüssel stattfand. Sechs frühere Bedienstete des Strafgefängnisses standen damals wegen Kriegsverbrechen vor Gericht. Die Gerichtsakten enthalten eine Fülle bisher unbekannten Materials und stellen eine wertvolle Quelle für unsere Recherchen dar.

JUSINBELLGIUM ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt mit Beteiligung der Freien Universität Brüssel (ULB), des Belgischen Staatsarchivs, der Katholischen Universität Leuven und der Philipps-Universität in Marburg (International Research and Documentation Center for War Crimes Trials). Das Projekt beschäftigt sich mit Kriegsverbrecherprozessen in Belgien seit den 1920er Jahren und stellt die digitalisierten Gerichtsakten im Online Portal des Internationalen Strafgerichtshofs (Legal Tools) für die weitere Forschung zum Download bereit.

In Kürze werden auch die Akten des belgischen Wolfenbüttel Prozesses online zugänglich sein. Die Projektkoordinator_innen Prof. Dr. Pieter Lagrou und Dr. Ornella Rovetta von der ULB sowie Dr. Delphine Lauwers vom Belgischen Staatsarchiv haben uns die bereits digitalisierten Dokumente aber freundlicherweise schon vorab zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen zu JUSINBELLGIUM und Legal Tools:

https://jusinbell.hypotheses.org/

http://www.legal-tools.org/browse/

Preisverleihung des Wettbewerbs für Schüler_innen zur Findung eines neuen Gedenkortes

Am 26.06. luden die Stadt Wolfenbüttel und die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel gemeinsam mit MAN Truck & Bus AG, Werk Salzgitter zur Preisverleihung in das Lessingtheater Wolfenbüttel ein. Ziel war es, einen Entwurf für einen Gedenkort zu finden, der an die Hinrichtungsopfer, deren Leichname in das Anatomische Institut Göttingen gebracht wurden, erinnert. Der Ort des Gedenkens soll auf dem Gräberfeld 13a des Hauptfriedhofs entstehen.

Das Foyer des Lessingtheaters wurde bereits frühzeitig geöffnet, um den Gästen die Gelegenheit zu geben, die 33 Wettbewerbsbeiträge der insgesamt 75 Schüler_innen zu besichtigen. Die Preisverleihung selbst wurde durch den Wolfenbütteler Bürgermeister Thomas Pink  eröffnet. In seiner Rede bekräftigte er das Interesse der Stadt an der Einrichtung dieses Erinnerungsortes. Die Notwendigkeit eines solchen Ortes wurde durch die eingespielte Videosequenz eines Angehörigen eines im Strafgefängnis Wolfenbüttel Hingerichteten verdeutlicht. Diese Notwendigkeit betonte auch die Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel Martina Staats „Wir wollen dem Vergessen dieser – wie es die NS-Richter einstuften – als ‚außerhalb der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft stehenden Menschen‘ entgegenwirken und ein Zeichen setzen“. Anschließend erklärte der Ausbildungsleiter der MAN Academy Hans-Werner Ruhkopf das Interesse von MAN Truck & Bus Salzgitter an der Umsetzung des Projektes, er unterstrich die während der Ausbildung durch das Unternehmen geförderten Skills „Respekt“ und „Toleranz“.

Schließlich folgte der Höhepunkt der Veranstaltung – die Preisverleihung. Verkündet wurden die Preisträger_innen durch das Jurymitglied Rolf Behme, Landeskoordinator für das Fach Kunst und Fachberater bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde. Zwei Besonderheiten waren zu bemerken: statt des eigentlich vorgesehenen zweiten Platzes hatte die Jury sich für zwei erste Plätze entschieden; zudem wurde angesichts der Fülle an ansprechenden Einreichungen noch ein Sonderpreis ausgelobt. Mit großem Dank an die zahlreichen interessanten und engagierten Entwürfe galt die Gratulation diesen Preisträger_innen:

3. Preis

Linnea Stolzki und Katja Rausch von der Henriette-Breymann-Gesamtschule Wolfenbüttel

Die betreuende Lehrkraft war Beate Schulz.

Die Preisübergabe erfolgte durch Hans-Werner Ruhkopf und Markus Nier von MAN Salzgitter

1. Preis

Sina Schwieger von der IGS Wallstraße Wolfenbüttel

Die betreuende Lehrkraft war Marieke Scherer

Die Preisübergabe erfolgte durch Simona Häring und Dr. Gustav Partington von Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

1. Preis

Paula Othmer Pérez vom Gymnasium Neue Oberschule Braunschweig

Die betreuenden Lehrkräfte waren Malte Müller-von der Ohe und Dr. Friederike Fellner.

Die Preisübergabe erfolgte durch Bürgermeister Thomas Pink und Gedenkstättenleiterin Martina Staats

Sonderpreis

Lars Geiger vom Gymnasium Neue Oberschule Braunschweig

Die betreuende Lehrkraft war Dr. Friederike Fellner.

Die Preisübergabe erfolgte durch Alexandra Hupp von der Stadt Wolfenbüttel.

Im Anschluss an die Preisverleihung lud Bürgermeister Thomas Pink zu einem Empfang im Wintergarten des Lessingtheaters, bei dem Gäste und Verantwortliche noch einmal die Gelegenheit zum Austausch hatten.

Text: Dr. Gustav Partington, Maria Bormuth


Das Beitragsbild zeigt die Preisträger_innen gemeinsam mit den betreuenden Lehrkräften und Mitgliedern der Jury. Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Sarah Kunte

Wer kannte Karl Spilker? – Hinweise zu Karl Spilker aus Braunschweig gesucht

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel sucht nach Information zu dem ehemals in Braunschweig wohnhaften Karl Heinrich Theodor Spilker. Der 1892 in Hildesheim geborene Spilker lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1974 mit seiner Frau Karla Spilker im Klint Nr. 1 im Braunschweiger Magni-Viertel. Er arbeitete unter anderem als Oberkellner in der Gastwirtschaft seiner Mutter Marie Spilker in der Kuhstr. 1.

Die Gestapo Braunschweig verhaftete Herrn Spilker im Juli 1944 in seiner Wohnung. Bis zur Befreiung im April 1945 war er als politischer Gegner des Nationalsozialismus im Arbeitserziehungslager Hallendorf in Salzgitter und im Untersuchungsgefängnis Braunschweig inhaftiert.

Falls Sie weitere Informationen zu seiner Biografie haben, würden wir uns sehr über eine Nachricht freuen. Jeder Hinweis ist willkommen. Auf Wunsch werden alle Informationen vertraulich behandelt. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte stehen Ihnen für Nachfragen gern zur Verfügung, insbesondere Janna Lölke (janna.loelke@stiftung-ng.de).

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel erinnert seit 1990 an die Opfer der Justiz im Nationalsozialismus, an die im Strafgefängnis Wolfenbüttel Hingerichteten und Inhaftierten sowie an die Rolle der Justiz bei der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Mordpolitik. Das Strafgefängnis war Teil eines vernetzten Systems von Haftanstalten, das über die ehemaligen Reichsgrenzen hinausreichte. Diese Vernetzung bis in die von Deutschland besetzten Gebiete unterstreicht die europäische Dimension des heutigen Erinnerungs- und Bildungsortes.

Zurzeit wird die Gedenkstätte grundlegend umgestaltet und erweitert. An diesem Projekt arbeitet ein Team aus Historiker_innen, Kultur- und Politikwissenschaftler_innen. Im Zuge der Neugestaltung wird das ehemalige Hinrichtungsgebäude als Gedenkort neu erschlossen und saniert sowie eine der ehemaligen Todeszellen im Hafthaus I („Graues Haus“) zugänglich gemacht. Im Bereich der ehemaligen Gemeinschafts- und Arrestzellen wird ein Ausstellungs- und Lernangebot entwickelt. Ein Neubau mit einer neuen Dauerausstellung zum Thema Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus schließt die Neugestaltung der Gedenkstätte ab.

Kontakt:

Neugestaltungsprojekt der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Rennelbergstraße 11
38114 Braunschweig
Tel.: +49 (0) 531 – 488-1696
Fax: +49 (0) 531 – 488 1607
Janna.loelke@stiftung-ng.de
wolfenbuettel.stiftung-ng.de
blog.neugestalten-gwf.de

Wir bedanken uns für Ihre Mithilfe!

Foto: Maria Bormuth

Vortrag über politische Inhaftierte im Strafgefängnis Wolfenbüttel

Am 22. März 2018 hat unsere Kollegin Anett Dremel in der Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße einen Vortrag gehalten. Unter dem Titel „‚[…] trotz der langen Schutzhaft nicht zur Einsicht gekommen […]‘ – Politische Verfolgte im Strafgefängnis Wolfenbüttel 1933-1939“ hat sie einen Einblick in aktuelle Recherchen zur Geschichte des Strafgefängnisses Wolfenbüttel gegeben. Die Ankündigung der Veranstaltung war auf reges Interesse gestoßen.

Die studierte Politologin erläuterte nicht nur die ab 1933 neu geschaffenen rechtlichen Grundlagen zur strafrechtlichen Verfolgung von vermeintlich politisch motivierten Straftaten, wie illegalen Versammlungen, das Verteilen von Flugblättern oder kritischen Meinungsäußerungen. Ein weiteres wichtiges Kapitel nahmen die Veränderung im System des Strafvollzugs nach 1933 und die Situation der politischen Inhaftierten in Wolfenbüttel ein.

Auf diese Weise gab Anett Dremel dem Publikum einen ersten spannenden Einblick in ihre aktuelle Forschungsarbeit, deren Ergebnisse in die neue Dauerausstellung der Gedenkstätte einfließen werden.

Lebensgeschichtliche Interviews für den Bereich Erinnerungskultur

In dieser Woche führte Martina Staats gemeinsam mit dem Kameramann Olaf Markmann zwei lebensgeschichtliche Interviews für den Ausstellungsteil zum Thema Erinnerungskultur. Am Dienstag, den 20. Februar, stand Hartmut Schulz für ein Interview zur Verfügung. Herr Schulz war von 1968 bis in die 1990er Jahre im Strafgefängnis bzw. in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wolfenbüttel beschäftigt. Als Leiter der Schlosswerkstatt befand sich sein Büro im ehemaligen Hinrichtungsgebäude.

Hartmut Schulz, Februar 2018, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Olaf Markmann

Hartmut Schulz, Februar 2018, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Olaf Markmann

Außerdem reiste Grete Refsum eigens aus Norwegen an, um in ihrem Interview Fragen zum Umgang mit der Erinnerung an ihren Schwiegervater Wilfred Jensenius zu beantworten. Wilfred Jensenius war in der Zeit des Nationalsozialismus als sogenannter „Nacht-und-Nebel-Gefangener“ im Strafgefängnis Wolfenbüttel inhaftiert. In seiner Haftzeit fertigte er zahlreiche Zeichnungen und Karikaturen an, die auch Situationen seines Haftortes Wolfenbüttel zeigen. Sein Nachlass wurde in den Jahren 2015  und 2017 als Geschenk an die Gedenkstätte übergeben.

Grete Refsum, Februar 2018, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Olaf Markmann

Grete Refsum, Februar 2018, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Olaf Markmann

Wir möchten uns herzlich bei Grete Refsum und Hartmut Schulz für ihre freundliche Unterstützung bedanken. Beide leisteten durch ihre Bereitschaft für ein Interview einen wichtigen Beitrag zur Arbeit der Gedenkstätte.

Zeitzeugen des Paragraphen 175

Bundesweit Zeitzeugen gesucht!

Waren Sie selbst, ein Angehöriger oder ein Bekannter von Ihnen aufgrund des §175 verurteilt?

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel sucht nach Zeitzeugen, die in der frühen Bundesrepublik aufgrund der Paragraphen 175 oder 175a verurteilt und inhaftiert wurden.

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel erinnert seit 1990 an die Opfer von NS-Justiz und an die im Strafgefängnis Wolfenbüttel Hingerichteten und Inhaftierten während des Nationalsozialismus. Bis Ende des Jahres 2018 wird die Gedenkstätte um eine neue Dauerausstellung erweitert. Hier werden erstmals auch die Kontinuitäten der NS-Gesetze und der Verfolgtengruppen sowie personelle Kontinuitäten in Justiz und Strafvollzug in der Bundesrepublik thematisiert.

Bitte helfen Sie durch Ihre Erinnerungen auf das Unrecht des §175 aufmerksam zu machen.

Uns ist es wichtig, mit der neuen Dauerausstellung sowohl auf die kontinuierliche strafrechtliche Verfolgung als auch auf die damit zusammenhängende gesellschaftliche Diskriminierung Homosexueller hinzuweisen. Daher sind wir ganz besonders an Kontakten zu Betroffenen und ihren persönlichen und individuellen Schicksalen interessiert.

Jeder Hinweis ist willkommen.

Wir bitten Sie herzlich um Kontaktaufnahme. Ihren Wunsch ggf. anonym zu bleiben, respektieren wir. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte stehen Ihnen für Nachfragen gern zur Verfügung, insbesondere Ina Stenger.

Neugestaltungsprojekt der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Rennelbergstraße 11

38114 Braunschweig

Tel.: +49 (0) 531 – 488-1604

Fax: +49 (0) 531 – 488 1607

Ina.Stenger@stiftung-ng.de

wolfenbuettel.stiftung-ng.de

blog.neugestalten-gwf.de

Unser Zeitzeugenaufruf wurde auch auf der Seite des Lesben- und Schwulenverbandes Niedersachsen-Bremen veröffentlicht.

Im Namen meiner Kolleg_innen bedanke ich mich für Ihre Mithilfe!

Martina Staats,

Leiterin der Gedenkstätte

Archivreise nach England

Im Juni konnte ich im Rahmen des Neugestaltungsprojekts für eine mehrtägige Archivrecherche nach England reisen. Zunächst besuchte ich das Churchill Archives Centre in Cambridge, um dort den Nachlass von Baron Patrick Chrestien Gordon Walker einzusehen. Gordon Walker fuhr im April 1945 als Berichterstatter des BBC mit einem Aufnahmewagen u.a. durch Braunschweig und Wolfenbüttel bevor er schließlich das befreite KZ Bergen-Belsen erreichte. Seine Eindrücke und Begegnungen hielt er in Tagebüchern und Briefen an seine Frau fest, die Teil des Nachlasses sind.

Nach Cambridge ging es weiter nach London – genauer in die National Archives in Kew. Dort liegen umfangreiche Bestände zur Zeit der britischen Militärregierung in Deutschland. Ich habe mir insbesondere Prozessakten von Personen angesehen, die zwischen 1945 und 1947 von britischen Militär- und Kriegsgerichten zum Tode verurteilt und in Wolfenbüttel hingerichtet wurden. Darüber hinaus habe ich dort Akten über die Auslieferung von Beamten des Wolfenbütteler Gefängnispersonals an Belgien für ein dortiges Strafverfahren, die War Diaries verschiedener britischer Einheiten, die in Wolfenbüttel und Braunschweig stationiert waren und noch einiges mehr gefunden.

The National Archives, Kew

The National Archives, Kew

Werkstattbericht am 8. Juni

Sie sind herzlich eingeladen zum 6. Wolfenbütteler Gedenkstättenforum, unserem Werkstattbericht zur Neugestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel.

Das Team des Neugestaltungsprojekts stellt die konkreten Pläne des Neubaus, einem markanten, zweistöckigen Ortbetongebäude, vor. Anschließend wird das Konzept der neuen Dauerausstellung zu den Themen Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus erläutert und Ideen der Ausstellungsgestaltung visualisiert.

Donnerstag, 8. Juni 2017, 19 Uhr
Ratssaal im Rathaus,
Stadtmarkt 3, 38300 Wolfenbüttel

Beitragsbild: winkelmüller.architekten

Zeitzeugen und Angehörige gesucht

“Ich möchte Sie bitten, die Neugestaltung der Gedenkstätte zu unterstützen, bereits vorhandene Kontakte aufrechtzuerhalten und weiter auszubauen. Auf diese Weise sollen die Erforschung der Geschichte der Justiz im Nationalsozialismus weitergeführt werden und die Erinnerung an einzelne Lebensgeschichten ermöglicht werden.”

Frauke Heiligenstadt – Niedersächsische Kultusministerin

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel sucht nach Fotos, Gegenständen, Dokumenten und Aufzeichnungen zur Geschichte des Strafgefängnisses Wolfenbüttel aus der Zeit des Nationalsozialismus sowie der Zeit davor und danach.

Waren Sie oder ein Angehöriger von Ihnen in Wolfenbüttel inhaftiert? Haben Sie Kontakt zu Überlebenden und ehemaligen Inhaftierten? Haben Sie oder ein Angehöriger von Ihnen in der Strafanstalt gearbeitet?

Waren Sie selbst oder ein Angehöriger von Ihnen in einem Betrieb tätig, in dem auch Gefangene aus Wolfenbüttel arbeiten mussten? Haben Sie Informationen zum Strafgefängnis Wolfenbüttel zur Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere in der Kriegsphase seit 1939 sowie zu der Zeit nach dem unmittelbaren Kriegsende?

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel erinnert seit 1990 an die Opfer der Justiz im Nationalsozialismus, an die im Strafgefängnis Wolfenbüttel Hingerichteten und Inhaftierten sowie an die Rolle der Justiz bei der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Mordpolitik. Das Strafgefängnis war Teil eines vernetzten Systems von Haftanstalten, das über die ehemaligen Reichsgrenzen hinausreichte. Diese Vernetzung bis in die von Deutschland besetzten Gebiete unterstreicht die europäische Dimension des heutigen Erinnerungs- und Bildungsortes.

Bis 2018 wird die Gedenkstätte grundlegend umgestaltet und erweitert. An diesem Projekt arbeitet ein Team aus Historiker_innen, Kultur- und Politikwissenschaftler_innen. Im Zuge der Neugestaltung wird das ehemalige Hinrichtungsgebäude als Gedenkort neu erschlossen und saniert sowie eine der ehemaligen Todeszellen im Hafthaus I („Graues Haus“) zugänglich gemacht. Im Bereich der ehemaligen Gemeinschafts- und Arrestzellen wird ein Ausstellungs- und Lernangebot entwickelt. Ein Neubau mit einer neuen Dauerausstellung zum Thema Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus schließt die Neugestaltung der Gedenkstätte ab.

Die Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte stehen Ihnen für Anregungen und Hinweise gerne zur Verfügung. Jeder Hinweis ist willkommen. Auf Wunsch werden alle Informationen vertraulich behandelt.

Im Namen meiner Kolleg_innen bedanke ich mich für Ihre Mithilfe !

Martina Staats
(Leiterin der Gedenkstätte)

 

Kontakt: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Ziegenmarkt 10
D – 38300 Wolfenbüttel
Tel.: +49 (0) 5331 – 807-343
Fax: +49 (0) 5331 – 807-871
wolfenbuettel@stiftung-ng.de
http://wolfenbuettel.stiftung-ng.de