Schlagwort-Archive: Gestaltung

Internationale Expertenkommission in der Gedenkstätte

Unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Henne tagte gestern in Wolfenbüttel die Internationale Expertenkommission, die die Neukonzeption der Gedenkstätte wissenschaftlich begleitet. U.a. besichtigten die Expert_innen den Neubau des Dokumentationszentrums, das samt Dauerausstellung im Herbst eröffnet werden soll. Vor Ort stellten die Projektmitarbeiter_innen auch Entwürfe der zukünftigen Ausstellungskapitel vor. Zudem wurde mit dem Neugestaltungsteam unter Leitung von Martina Staats und Jens-Christian Wagner u.a. über das Medienkonzept der Ausstellung diskutiert.

Foto: Anwesende Mitglieder der Internationalen Expertenkommission mit Neugestaltungsteam im Neubau des Dokumentationszentrums. © Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Neues von der Baustelle: Sichtbare Entwicklungen

Die Bauarbeiten zum Neubau des Ausstellungsgebäudes schreiten mittlerweile schnell voran und die neuesten Entwicklungen sind deutlich erkennbar:

Im Juni wurde die Decke über dem Erdgeschoss gegossen, sodass die Auskragung des ersten Obergeschosses über der Grundfläche des Neubaus sichtbar wurde. Nachdem der Beton ausgehärtet war, bot sich den Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte auch erstmals Gelegenheit, den Blick nachzuvollziehen, der sich zukünftigen Besucher_innen durch das Ausstellungsfenster auf das Hinrichtungsgebäude eröffnen wird.

In dieser Woche wurden die Vorbereitungen für die Gestaltung der Außenfassade getroffen: Für die Visualisierung der in einer ehemaligen Arrestzelle freigelegten Wandeinritzungen brachten Bauarbeiter ein Relief als Negativ-Schablone an. Dieses wurde verschalt und in Ortbeton gegossen.

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Die Bilder zeigen die Montage der Negativ-Schablone für die Visualisierung der Wandeinritzungen sowie das Relief. (Fotos: Finn Hoins)

Insgesamt lassen sich die Dimensionen des Neubaus mittlerweile nicht nur zu erahnen, sondern sind aufgrund der gelben Verschalung der Außenwände auch über die Mauer der JVA deutlich sichtbar.

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Die gelbe Verschalung des Baus lässt die künftige Höhe des Ausstellungsgebäudes bereits gut erkennen. (Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Sarah Kunte)

 

 

 

Preisverleihung des Wettbewerbs für Schüler_innen zur Findung eines neuen Gedenkortes

Am 26.06. luden die Stadt Wolfenbüttel und die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel gemeinsam mit MAN Truck & Bus AG, Werk Salzgitter zur Preisverleihung in das Lessingtheater Wolfenbüttel ein. Ziel war es, einen Entwurf für einen Gedenkort zu finden, der an die Hinrichtungsopfer, deren Leichname in das Anatomische Institut Göttingen gebracht wurden, erinnert. Der Ort des Gedenkens soll auf dem Gräberfeld 13a des Hauptfriedhofs entstehen.

Das Foyer des Lessingtheaters wurde bereits frühzeitig geöffnet, um den Gästen die Gelegenheit zu geben, die 33 Wettbewerbsbeiträge der insgesamt 75 Schüler_innen zu besichtigen. Die Preisverleihung selbst wurde durch den Wolfenbütteler Bürgermeister Thomas Pink  eröffnet. In seiner Rede bekräftigte er das Interesse der Stadt an der Einrichtung dieses Erinnerungsortes. Die Notwendigkeit eines solchen Ortes wurde durch die eingespielte Videosequenz eines Angehörigen eines im Strafgefängnis Wolfenbüttel Hingerichteten verdeutlicht. Diese Notwendigkeit betonte auch die Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel Martina Staats „Wir wollen dem Vergessen dieser – wie es die NS-Richter einstuften – als ‚außerhalb der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft stehenden Menschen‘ entgegenwirken und ein Zeichen setzen“. Anschließend erklärte der Ausbildungsleiter der MAN Academy Hans-Werner Ruhkopf das Interesse von MAN Truck & Bus Salzgitter an der Umsetzung des Projektes, er unterstrich die während der Ausbildung durch das Unternehmen geförderten Skills „Respekt“ und „Toleranz“.

Schließlich folgte der Höhepunkt der Veranstaltung – die Preisverleihung. Verkündet wurden die Preisträger_innen durch das Jurymitglied Rolf Behme, Landeskoordinator für das Fach Kunst und Fachberater bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde. Zwei Besonderheiten waren zu bemerken: statt des eigentlich vorgesehenen zweiten Platzes hatte die Jury sich für zwei erste Plätze entschieden; zudem wurde angesichts der Fülle an ansprechenden Einreichungen noch ein Sonderpreis ausgelobt. Mit großem Dank an die zahlreichen interessanten und engagierten Entwürfe galt die Gratulation diesen Preisträger_innen:

3. Preis

Linnea Stolzki und Katja Rausch von der Henriette-Breymann-Gesamtschule Wolfenbüttel

Die betreuende Lehrkraft war Beate Schulz.

Die Preisübergabe erfolgte durch Hans-Werner Ruhkopf und Markus Nier von MAN Salzgitter

1. Preis

Sina Schwieger von der IGS Wallstraße Wolfenbüttel

Die betreuende Lehrkraft war Marieke Scherer

Die Preisübergabe erfolgte durch Simona Häring und Dr. Gustav Partington von Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

1. Preis

Paula Othmer Pérez vom Gymnasium Neue Oberschule Braunschweig

Die betreuenden Lehrkräfte waren Malte Müller-von der Ohe und Dr. Friederike Fellner.

Die Preisübergabe erfolgte durch Bürgermeister Thomas Pink und Gedenkstättenleiterin Martina Staats

Sonderpreis

Lars Geiger vom Gymnasium Neue Oberschule Braunschweig

Die betreuende Lehrkraft war Dr. Friederike Fellner.

Die Preisübergabe erfolgte durch Alexandra Hupp von der Stadt Wolfenbüttel.

Im Anschluss an die Preisverleihung lud Bürgermeister Thomas Pink zu einem Empfang im Wintergarten des Lessingtheaters, bei dem Gäste und Verantwortliche noch einmal die Gelegenheit zum Austausch hatten.

Text: Dr. Gustav Partington, Maria Bormuth


Das Beitragsbild zeigt die Preisträger_innen gemeinsam mit den betreuenden Lehrkräften und Mitgliedern der Jury. Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Sarah Kunte

Jury-Wettbewerb zu einem neuen Gedenkzeichen

Am Mittwoch, dem 30. Mai 2018, fand in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel die Jury-Sitzung für den Schüler_innen-Wettbewerb für einen Gedenkort auf dem Wolfenbütteler Hauptfriedhof statt. An diesem Ort soll den über 200 Hingerichteten des Strafgefängnisses Wolfenbüttel gedacht werden, deren Leichname zwischen 1937 und 1945 an das anatomische Institut der Universität Göttingen abgegeben wurden.

Bei einem 2017 von der Gedenkstätte organisierten Treffen von Familienangehörigen äußerten sie den Wunsch angesichts fehlender Gräber dieser Hingerichteten eine Erinnerungsstätte als Ort der Trauer und des Gedenkens einzurichten. Dieser Wunsch wurde erstmals bei dem jährlichen Gedenkgottesdienst 2017 in der Öffentlichkeit kommuniziert.

Die Stadt Wolfenbüttel nahm diese Anregung auf und schlug einen Ideenwettbewerb unter weiterführenden Schulen für interessierte Schüler_innen vor, um einen solchen Erinnerungsort auf dem Gräberfeld 13a des Hauptfriedhofs in Wolfenbüttel zu schaffen. Zudem ist der langjährige Projektpartner der Gedenkstätte, MAN Truck & Bus AG Salzgitter, eingebunden.

Am Mittwoch wählte die sechsköpfige Jury aus insgesamt 33 Entwürfen von Schüler_innen aus vier verschiedenen Schulen in Wolfenbüttel und Braunschweig die Preisträger_innen aus.

Die Gewinner_innen werden am 26. Juni 2018 im Lessingtheater Wolfenbüttel bekanntgegeben und ausgezeichnet.

 

Foto (v.l.n.r): Markus Nier (MAN), Eberhard Marquordt (Stadt Wolfenbüttel), Rolf Behme (Fachberater für den Bereich Kunst), Alexandra Hupp (Stadt Wolfenbüttel) sowie Martina Staats und Simona Häring (Leiterin und stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte)
© Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Werkstattbericht am 8. Juni

Sie sind herzlich eingeladen zum 6. Wolfenbütteler Gedenkstättenforum, unserem Werkstattbericht zur Neugestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel.

Das Team des Neugestaltungsprojekts stellt die konkreten Pläne des Neubaus, einem markanten, zweistöckigen Ortbetongebäude, vor. Anschließend wird das Konzept der neuen Dauerausstellung zu den Themen Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus erläutert und Ideen der Ausstellungsgestaltung visualisiert.

Donnerstag, 8. Juni 2017, 19 Uhr
Ratssaal im Rathaus,
Stadtmarkt 3, 38300 Wolfenbüttel

Beitragsbild: winkelmüller.architekten

Auswahl des Gestalterbüros für die neue Dauerausstellung

Im Rahmen eines Auswahlverfahrens sind die renommierte Ausstellungs- und Architekturgestalter büroberlin mit der Gestaltung der Dauerausstellung beauftragt worden, die bis 2018 auf rund 280 qm im Museumsneubau der Gedenkstätte entstehen soll. Die Jury zeigte sich vor allem vom überzeugenden Raumkonzept und der Gestaltung des Ausstellungsprologs angetan. Dieser thematisiert zum einen den Umstand, dass sich die Gedenkstätte in einer in Betrieb befindlichen JVA befindet, zum anderen fragt er in einer Art Zeitschleuse nach dem spezifisch Verbrecherischen des NS-Strafvollzugs.

Unser Foto zeigt die Jurysitzung des Auswahlverfahrens, die am 14. Juni 2016 in der Bundesakademie Wolfenbüttel stattfand. Mitglieder der Jury waren Vertreter der Internationalen Expertenkommission, der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, des niedersächsischen Kultusministeriums, der Staatlichen Baumanagements und der Bundesakademie Wolfenbüttel.

Entwürfe zur Neugestaltung der Gedenkstätte erarbeitet

Im Auswahlverfahren zur Neugestaltung der Gedenkstätte im Rahmen des Teilprojektes II hat das Gestaltungsbüro Hinz & Kunst aus Braunschweig den Zuschlag erhalten. Das durchdachte Lichtkonzept im ehemaligen Hinrichtungsgebäude sowie die Vorschläge zur Entwicklung einer multimedialen Lernanwendung fanden große Zustimmung. Im Hinblick auf die konzeptionellen Überlegungen sowie die geplante Umsetzung arbeiten die Kolleg_innen von Hinz & Kunst eng mit dem Architekturbüro O.M. Architekten BDA sowie dem freien Ausstellungsarchitekten Axel Pohl zusammen.

Der gegenwärtige Entwurf sieht im ehemaligen Hinrichtungsraum, dem zentralen Ort des Gedenkens, eine Installation von mehreren Glasstelen an der Westwand vor, auf denen die Namen der Hingerichteten verortet werden sollen. Ferner ist auch der frühere Standort der Guillotine in das Gestaltungskonzept mit einbezogen worden. Die weiteren Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Gebäudes sollen später eine unterschiedliche Nutzung erfahren, unter anderem zur Präsentation von historischen Bild- und Textquellen sowie ausgewählten Biografien.

Gestaltungsentwurf mit Darstellung der Medientische in den ehemaligen Gemeinschaftshaftzellen in Haus III, Grafik: Hinz & Kunst

Gestaltungsentwurf mit Darstellung der Medientische in den ehemaligen Gemeinschaftshaftzellen, Grafik: Hinz & Kunst

Die früheren Gemeinschaftshaftzellen in Haus III sollen im Wesentlichen zu Gruppenarbeitsräumen für die pädagogische Arbeit vor Ort umgestaltet werden. Ein wesentliches Element werden mehrere interaktive Medientische bilden, an denen sich Besucher_innen vertiefend mit historischen Quellenmaterialien auseinandersetzen können. Eine einzelne Gemeinschaftshaftzelle und die Arrestzelle 128 werden ferner zukünftig begehbare Exponate sein. Die inzwischen durch die Baurestaurator_innen freigelegten Wandritzungen der Gefangenen sollen dabei aufbereitet und angemessen geschützt werden.

Historische Bausubstanz wird sichtbar

Beim ersten Netzwerktreffen zwischen Bauforscher_innen und Architektin, Baumanagement und den Ausstellungsgestalter_innen haben die Bauhistoriker_innen Barbara Schulz und Axel Drieschner erste Befunde ihrer Arbeit vorgestellt. Bemerkenswert sei, so Schulz, die große Sorgfalt, mit der das von der Strafanstalt zuvor als Wirtschaftsgebäude genutzte Haus 1937 zur Hinrichtungsstätte umgebaut wurde. So zeige etwa die West-Fassade keine Spuren früherer Fensteröffnungen, alle vorherigen Einbauten wurden akribisch beseitigt. Auch das Aufsatteln des ersten Obergeschosses sei mit viel Aufwand betreiben worden. Zugleich belegen Untersuchungen im Inneren des Gebäudes Abweichungen von den ursprünglichen Planungen zur Einrichtung der Hinrichtungsstätte. Offenbar entstand Ende der 1930er Jahre ein besonderes Bauobjekt, das noch nicht wie andere spätere Hinrichtungsstätten von Provisorien geprägt war.

Barbara Schulz erläutert die Änderungen im historischen Baubestand, Foto: Stefan Wilbricht/GWF

Barbara Schulz erläutert die Änderungen im historischen Baubestand. Foto: Stefan Wilbricht/GWF

Schnitte im Putz und Streiflicht zeigen Position und Breite früherer Türöffnungen an. Auch der ehemalige Standort der Guillotine konnte mittels Fotoauswertung und Magnetuntersuchung genau bestimmt werden. Dem Vorhaben, die historische Bausubstanz sichtbar zu machen, kommt das Projekt durch die bauhistorischen Untersuchungen ein großen Schritt näher.

Kolloquium mit Gestaltungsbüros in der Gedenkstätte

Kolloquium für Gestaltungsbüros

Die zum Auswahlverfahren für die Neugestaltung eingeladenen Gestaltungsbüros waren für ein Kolloquium in der Gedenkstätte zu Besuch. Der Termin diente der thematischen Einführung und ermöglichte den teilnehmenden Gestalter_innen eine Ortsbesichtigung sowie Rückfragen zur Neukonzeption. Das Projektteam stellte die Topografie der Strafanstalt und der ehemaligen Hinrichtungsstätte sowie gestalterische und inhaltliche Leitlinien vor. Daneben wurden einzelne Objekte und Dokumente präsentiert, die nach Abschluss der Neugestaltung im ehemaligen Hinrichtungsraum gezeigt werden sollen. Zur Sprache kamen auch die Entwicklung neuer didaktischer Konzepte und damit einhergehend der Einsatz von digitalen Medien in der zukünftigen Vermittlungsarbeit der Gedenkstätte.

Aussenansicht der Baracke 13 mit seitlichem Kellerabgang in der Köllnischen Straße 17

Inschriften und bauliche Relikte der Baracke 13

Die Baracke 13 im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit ist von allen Unterkunftsbaracken des ab Sommer 1943 erbauten Lagers am besten erhalten. Eine Besonderheit ist, dass sich unterhalb dieser Baracke ein Luftschutzkeller befand. 2010 wurde sie als architektonisches Bauzeugnis restauriert. An vielen Kellerwänden lassen sich – nun geschützt hinter Glas – Inschriften italienischer Zwangsarbeiter finden.

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Inschriften im Keller der Baracke 13: italienische Worte, Namen und Daten von Luftangriffen aus der letzten Kriegsphase. Foto: Stefan Wilbricht/GWF

Neben dem sind zahlreiche bauliche Details erhalten, wie z.B. die Fenster und ein Teil der Fensterläden sowie originale Oberflächen im Inneren des Gebäudes. Gestalterisch beeindruckte uns hier die zurückhaltende Kommentierung des Ortes durch Ausstellungs- bzw. Textflächen zu Aspekten des Lageralltags, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden. Eine behutsame Gestaltung, die wir uns auch für die baulichen Großexponate und historischen Orte der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel wünschen.