Der Film dokumentiert die feierliche Eröffnung des Dokumentationszentrums, die am 17. November 2019 im Wolfenbütteler Lessingtheater begann. Mehr als 400 Gäste, darunter über 40 Angehörige von in der NS-Zeit Hingerichteten und Inhaftierten nahmen an diesem Festakt teil. Im Anschluss konnten die Gäste das neu errichtete Dokumentationszentrum mit der Dauerausstellung “Recht. Verbrechen. Folgen. Das Strafgefängnis Wolfenbüttel im Nationalsozialismus” besuchen. https://youtu.be/PjnqTs7KNs8
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Preisverleihung des Wettbewerbs für Schüler_innen zur Findung eines neuen Gedenkortes
Am 26.06. luden die Stadt Wolfenbüttel und die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel gemeinsam mit MAN Truck & Bus AG, Werk Salzgitter zur Preisverleihung in das Lessingtheater Wolfenbüttel ein. Ziel war es, einen Entwurf für einen Gedenkort zu finden, der an die Hinrichtungsopfer, deren Leichname in das Anatomische Institut Göttingen gebracht wurden, erinnert. Der Ort des Gedenkens soll auf dem Gräberfeld 13a des Hauptfriedhofs entstehen.
Das Foyer des Lessingtheaters wurde bereits frühzeitig geöffnet, um den Gästen die Gelegenheit zu geben, die 33 Wettbewerbsbeiträge der insgesamt 75 Schüler_innen zu besichtigen. Die Preisverleihung selbst wurde durch den Wolfenbütteler Bürgermeister Thomas Pink eröffnet. In seiner Rede bekräftigte er das Interesse der Stadt an der Einrichtung dieses Erinnerungsortes. Die Notwendigkeit eines solchen Ortes wurde durch die eingespielte Videosequenz eines Angehörigen eines im Strafgefängnis Wolfenbüttel Hingerichteten verdeutlicht. Diese Notwendigkeit betonte auch die Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel Martina Staats „Wir wollen dem Vergessen dieser – wie es die NS-Richter einstuften – als ‚außerhalb der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft stehenden Menschen‘ entgegenwirken und ein Zeichen setzen“. Anschließend erklärte der Ausbildungsleiter der MAN Academy Hans-Werner Ruhkopf das Interesse von MAN Truck & Bus Salzgitter an der Umsetzung des Projektes, er unterstrich die während der Ausbildung durch das Unternehmen geförderten Skills „Respekt“ und „Toleranz“.
Schließlich folgte der Höhepunkt der Veranstaltung – die Preisverleihung. Verkündet wurden die Preisträger_innen durch das Jurymitglied Rolf Behme, Landeskoordinator für das Fach Kunst und Fachberater bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde. Zwei Besonderheiten waren zu bemerken: statt des eigentlich vorgesehenen zweiten Platzes hatte die Jury sich für zwei erste Plätze entschieden; zudem wurde angesichts der Fülle an ansprechenden Einreichungen noch ein Sonderpreis ausgelobt. Mit großem Dank an die zahlreichen interessanten und engagierten Entwürfe galt die Gratulation diesen Preisträger_innen:
3. Preis
Linnea Stolzki und Katja Rausch von der Henriette-Breymann-Gesamtschule Wolfenbüttel
Die betreuende Lehrkraft war Beate Schulz.
Die Preisübergabe erfolgte durch Hans-Werner Ruhkopf und Markus Nier von MAN Salzgitter
1. Preis
Sina Schwieger von der IGS Wallstraße Wolfenbüttel
Die betreuende Lehrkraft war Marieke Scherer
Die Preisübergabe erfolgte durch Simona Häring und Dr. Gustav Partington von Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
1. Preis
Paula Othmer Pérez vom Gymnasium Neue Oberschule Braunschweig
Die betreuenden Lehrkräfte waren Malte Müller-von der Ohe und Dr. Friederike Fellner.
Die Preisübergabe erfolgte durch Bürgermeister Thomas Pink und Gedenkstättenleiterin Martina Staats
Sonderpreis
Lars Geiger vom Gymnasium Neue Oberschule Braunschweig
Die betreuende Lehrkraft war Dr. Friederike Fellner.
Die Preisübergabe erfolgte durch Alexandra Hupp von der Stadt Wolfenbüttel.
Im Anschluss an die Preisverleihung lud Bürgermeister Thomas Pink zu einem Empfang im Wintergarten des Lessingtheaters, bei dem Gäste und Verantwortliche noch einmal die Gelegenheit zum Austausch hatten.
Text: Dr. Gustav Partington, Maria Bormuth
Das Beitragsbild zeigt die Preisträger_innen gemeinsam mit den betreuenden Lehrkräften und Mitgliedern der Jury. Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Sarah Kunte
Niedersächsische Landtagspräsidentin besucht die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Bei ihrem heutigen Besuch der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel gewann die Präsidentin des Niedersächsischen Landtages, Frau Dr. Gabriele Andretta, einen Eindruck von der besonderen Situation, die entsteht, wenn sich die historischen Orte auf dem Gelände einer aktiven Justizvollzugsanstalt befinden. Sie nutzte ihren Besuch, um sich über die pädagogischen Angebote der Gedenkstätte zu informieren und sich den Fortschritt am Bau des zukünftigen Dokumentationszentrums anzusehen. Ab Sommer 2019 wird dort die neukonzeptionierte Dauerausstellung der Öffentlichkeit frei zugänglich sein.
Die Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta erklärte, sie wolle im Rahmen ihrer Sommerreise ganz bewusst die pädagogische Gedenkstättenarbeit in den Mittelpunkt stellen: „Die Zukunft unserer Demokratie liegt in den Händen der jungen Generation. Wie kann sie die Erinnerungskultur für sich annehmen, in ihrem Sinne gestalten und fortführen? Das halte ich für eine wichtige Zukunftsfrage, gerade mit Blick auf den wieder erstarkenden Antisemitismus. Geschichte darf sich nicht wiederholen.“ Zeitzeug_innen, die Jahrzehnte die Erinnerung an den Schrecken des Nationalsozialismus wach gehalten hätten, seien mittlerweile hochbetagt. Deswegen wolle Sie sich über die neuen Wege der Gedenkstätten, Inhalte zu vermitteln und junge Menschen anzusprechen, informieren und austauschen.
In der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel wurden diese neuen Wege bereits betreten. Die Besucher_innen können sich in einer multimedialen Lernumgebung unter pädagogischer Anleitung selbständig mit den Schicksalen von Menschen auseinandersetzen, die während der NS-Zeit im Strafgefängnis Wolfenbüttel inhaftiert waren oder sogar hingerichtet wurden. Sie können anhand der eingescannten Akten, Bilder und persönlichen Zeugnisse erfahren, was staatliche Willkür bedeutet und wie Menschen auf diese reagieren.
Nach der ersten Begrüßung durch Anstaltsleiter Dieter Münzebrock zeigte Gedenkstättenleiterin Martina Staats während des Rundgangs mit Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta die beiden Großexponate „ehemaliges Hinrichtungsgebäude“ und „ehemalige Einzelarrestzelle“, über die Baustelle des neuen Dokumentationszentrums führte der Bauprojektleiter Karl-Michael Heß vom staatlichen Baumanagement Braunschweig. Frau Landtagspräsidentin Dr. Andretta würdigte die Möglichkeiten, die durch die Neugestaltung entstehen werden: „Der auffällig gestaltete Neubau und die neue Dauerausstellung, die konzeptionell den aktuellen Forschungsstand berücksichtigt, ermöglichen auch für die Bildungsarbeit weitere neue Zugänge zu dem Thema ‚Justiz im Nationalsozialismus‘.“ „Der Besuch der Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel“, so Gedenkstättenleiterin Martina Staats, „und ihr Interesse an neuesten Forschungsergebnissen und Vermittlungsformen beweist, dass die Zeit der Aufarbeitung und des Gedenkens nicht endet. Geschichte und Erinnerung sind ein sich verändernder, lebendiger und gesellschaftlicher Prozess. Vergangenheit wirkt immer in die Gegenwart.“
Bildunterschrift Titelbild: Gedenkstättenleiterin Martina Staats und die Landtagspräsidentin im Gespräch am historischen Ort. (Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Sarah Kunte)
Besuch der Niedersächsischen Justizministerin
Am Mittwoch, den 14. Februar war die Niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza zu Besuch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wolfenbüttel. Am Ende ihres Aufenthalts nutzten sie und ihre Mitarbeiterinnen die Gelegenheit, sich auch die multimediale Lernumgebung und das ehemalige Hinrichtungsgebäude anzusehen. Mit großem Interesse ließ sich Frau Ministerin Havliza von der Gedenkstättenleiterin Martina Staats durch unsere Räumlichkeiten führen.
Besonders beeindruckt zeigte sie sich von den Multi-Touch-Tischen, die seit August 2015 in der pädagogischen Arbeit der Gedenkstätte verwendet werden.
Gleichzeitig informierte sich die Ministerin über den aktuellen Stand der letzten Phase des Neugestaltungsprojekts, der Errichtung eines neuen Dokumentationszentrums und der Erarbeitung einer neuen Dauerausstellung.
Anmeldung zu einer öffentlichen Führung
Zeit: 1. April 2017; 14 – 17 Uhr
Treffpunkt: Eingang zur JVA (Ziegenmarkt 10, 38300 Wolfenbüttel)
Führung: Martina Staats
Am Samstag, dem 1. April 2017 bietet die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel eine öffentliche Führung durch die neu gestalteten Räumlichkeiten an. Aus Anlass des Jahrestages der Befreiung des Strafgefängnisses vor 73 Jahren wird unter anderem die Zeit unmittelbar vor und nach der Befreiung am 11. April 1945 thematisiert.
Das Strafgefängnis Wolfenbüttel zählte zu den zentralen Haft- und Hinrichtungsstätten Norddeutschlands in der Zeit von 1933 bis 1945. Der historische Ort der Hinrichtungstätte dient heute der Erinnerung an 527 Menschen, die dort zwischen 1937 und 1945 starben. Neben deutschen Zivilisten und Wehrmachtsangehörigen bildeten Zwangsarbeiter_innen aus den besetzten Ländern und Widerstandskämpfer_innen aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden weitere Opfergruppen.
Besichtigt werden auch eine ehemalige Gemeinschaftshaftzelle sowie eine Einzelarrestzelle. An neu entwickelten multimedialen Arbeitstischen können die Teilnehmer_innen sich selbstständig vertiefend zu den Themen Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus informieren.
Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel vermittelt die Thematik „Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus“: Den Beginn der Einschränkung und Aufhebung von Grundrechten bildete bereits am 28. Februar 1933 die sog. Reichstagsbrandverordnung. Die Haftbücher und die Auswertung der Gefangenenpersonalakten verdeutlichen durch die Zunahme der Gefangenenzahlen, die Herkunft sowie die Strafgründe die Radikalisierung der Justiz seit 1933.
Die TeilnehmerInnen müssen einen gültigen Personalausweis mitführen. Eine Anmeldung ist bis zum 17. März 2017 unter der Telefonnummer 05331-807-343 mit Nennung des Geburtsdatums erforderlich, ansonsten ist keine Besichtigung möglich.
Max. Teilnehmer_innenzahl: 25
“Es zählte nur Gehorsam und Tapferkeit vor dem Feind”
Am 3. Juni 2015 wurde die Ausstellung “Was damals Recht war…” von Uwe Neumärker (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas) und Dr. Jens-Christian Wagner (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) eröffnet. Beide betonten die Relevanz des Themas – auch mit Blick auf die Eigeninitiative und die Handlungsspielräume der beteiligten Juristen. Zudem gedachten beide den Opfern der Wehrmachtsjustiz.
Sat1 Regional berichtete im Magazin 17:30
Zwölf Biografie-Stelen stehen stellvertretend für die vielen tausend Opfer der NS-Militärjustiz – Soldaten wie Zivilisten. Die Ausstellung kann noch bis zum 2. August 2015 in der Kommisse in Wolfenbüttel besucht werden.
“…die kreativen Methoden – das hätte ich auch noch länger gemacht!”
Mit diesem Feedback endeten zwei spannende Seminartage mit den Auszubildenden der MAN Bus & Truck AG Salzgitter in der Gedenkstätte. Bereits seit 2012 kommen die Auszubildenden im Rahmen ihrer Fortbildung Respekt und Toleranz für einen ganzen Tag nach Wolfenbüttel. Die jungen Erwachsenen erhalten einen Einblick in die Geschichte von Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus sowie in den Haftalltag in einer Justizvollzugsanstalt heute. Am Vormittag liegt der Schwerpunkt auf dem Besuch und der Gruppenarbeit am historischen Ort. Am Nachmittag übernimmt ein Mitarbeiter der JVA zum Thema Strafvollzug heute.
Mit dem Seminar nutzen wir die Gelegenheit, einige unserer Ideen für die Neukonzeption der Bildungsarbeit zusammen mit den Auszubildenden auszuprobieren.
“…überraschend interessant…”
So war uns besonders daran gelegen, den Anteil des eigenständigen Arbeitens in Kleingruppen zu erhöhen. Jeweils drei bis vier Auszubildende sollten sich mit einzelnen Biografien auseinandersetzen. Für die darauf folgende Präsentation der Ergebnisse in der Gesamtgruppe erhielt jede Kleingruppe individuelle Gestaltungsaufträge.
Die Auszubildenden testeten drei neue Bildungs-Bausteine: einen Zeit- bzw. Ereignisstrahl (im Bild oben), die Visualisierung einer Haftsituation im Raum (Titelbild) sowie mittels einer topografischen Karte die Einbindung der Strafanstalt Wolfenbüttel in das Netzwerk von Haftorten in ganz Europa.
“…hat Spaß gemacht…”
Unser Grundgedanke einer stärkeren Veranschaulichung der scheinbar trockenen historischen Fakten schlug voll ein. Beide Gruppen der MAN Bus & Truck AG Salzgitter waren sehr aufgeschlossen und interessiert. Fazit: Wir haben viel aus den beiden Tagen mitgenommen.
Ausstellung “Was damals Recht war…”
Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel zeigt die Wanderausstellung “Was damals Recht war…” Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht.
3. Juni bis 2. August 2015 in der Kommisse Wolfenbüttel
Kommissstraße 5, 38300 Wolfenbüttel
Öffnungszeiten: Di-So, 11.00 bis 17.00 Uhr
Führungen: jeden Sonntag um 11.00 Uhr, Eintritt und Führungen sind kostenlos
Die Ausstellung von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beschäftigt sich mit der Geschichte der Militärjustiz und ihren Urteilen gegen Zivilisten und Soldaten in der NS-Zeit. Sie thematisiert auch den Kampf um die Rehabilitierung der Verurteilten nach 1945.
Von der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel wurde eine zusätzliche, neue Ausstellungs-Stele über den 24-jährigen Walter Siebert erarbeitet. Der Bremer wurde 1943 wegen angeblicher “Fahnenflucht” vom Divisionsgericht Braunschweig zum Tode verurteilt. Nach seiner Inhaftierung im Strafgefängnis Wolfenbüttel wurde er 1944 im Schießstand Buchhorst in Braunschweig erschossen.
Am Mittwoch, den 3. Juni wird die Ausstellung um 19 Uhr von Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, und Dr. Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten eröffnet.
Ergebnisse der zweiten Klausurtagung
Für die Bildungsarbeit der Gedenkstätte entsteht ein neuer Material- und Methodenkoffer, der voraussichtlich ab Herbst 2015 einsatzbereit ist. Anhand von Bildern, Objekten und Biografien sollen Zuschreibungen der nationalsozialistischen Gesellschaft und Justiz und deren Konsequenzen für einzelne Lebenswege sowie individuelle Handlungsspielräume der an juristischen Verfahren Beteiligten Personen in den Blick genommen werden.
Durch die kritische Auseinandersetzung mit historischen Quellen soll assoziatives und entdeckendes Selbstlernen gefördert werden. Besucher_innen sollen dazu angeregt werden, eigene Gedanken zu formulieren. Zudem wird sich die pädagogische Arbeit damit mehr an dialogischen und interaktiven Prinzipien orientieren. So sollen die subjektiven Wahrnehmungen, Zugänge und Fragen von Besuchergruppen aufgegriffen und stärker ins Zentrum von Gesprächen gerückt werden.
Einblick in die erste Klausurtagung
Um gemeinsam Ideen und Ansätze für die Neukonzeption zu entwickeln, tagt das Neugestaltungsteam regelmäßig mit den Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte. Auf der ersten Klausurtagung kreiste unsere Diskussion um drei wesentliche Fragen zu Perspektiven der zukünftigen Gedenkstättenarbeit:
- Was macht die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel besonders?
- Für welche Vermittlungsziele und Aussagen sollen Gedenkstätte und Ausstellung stehen?
- An welche Zielgruppen sollen sich Gedenkstätte und Ausstellung künftig wenden?
Uns interessiert auch Ihre Meinung – wenn Sie uns Feedback zu diesen Fragen geben möchten, freuen wir uns über Ihre Kommentare!