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Gedenkstättenleiterin Martina Staats und die Landtagspräsidentin im Gespräch am historischen Ort. (Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Sarah Kunte)

Niedersächsische Landtagspräsidentin besucht die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Bei ihrem heutigen Besuch der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel gewann die Präsidentin des Niedersächsischen Landtages, Frau Dr. Gabriele Andretta, einen Eindruck von der besonderen Situation, die entsteht, wenn sich die historischen Orte auf dem Gelände  einer aktiven Justizvollzugsanstalt befinden. Sie nutzte ihren Besuch, um sich über die pädagogischen Angebote der Gedenkstätte zu informieren und sich den Fortschritt am Bau des zukünftigen Dokumentationszentrums anzusehen. Ab Sommer 2019 wird dort die neukonzeptionierte Dauerausstellung der Öffentlichkeit frei zugänglich sein.

Die Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta erklärte, sie wolle im Rahmen ihrer Sommerreise ganz bewusst die pädagogische Gedenkstättenarbeit in den Mittelpunkt stellen: „Die Zukunft unserer Demokratie liegt in den Händen der jungen Generation. Wie kann sie die Erinnerungskultur für sich annehmen, in ihrem Sinne gestalten und fortführen? Das halte ich für eine wichtige Zukunftsfrage, gerade mit Blick auf den wieder erstarkenden Antisemitismus. Geschichte darf sich nicht wiederholen.“ Zeitzeug_innen, die Jahrzehnte die Erinnerung an den Schrecken des Nationalsozialismus wach gehalten hätten, seien mittlerweile hochbetagt. Deswegen wolle Sie sich über die neuen Wege der Gedenkstätten, Inhalte zu vermitteln und junge Menschen anzusprechen, informieren und austauschen.

In der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel wurden diese neuen Wege bereits betreten. Die Besucher_innen können sich in einer multimedialen Lernumgebung unter pädagogischer Anleitung selbständig mit den Schicksalen von Menschen auseinandersetzen, die während der NS-Zeit im Strafgefängnis Wolfenbüttel inhaftiert waren oder sogar hingerichtet wurden. Sie können anhand der eingescannten Akten, Bilder und persönlichen Zeugnisse erfahren, was staatliche Willkür bedeutet und wie Menschen auf diese reagieren.

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Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta nutzt die Multitouchtische in Anwesenheit des Gedenkstättenpädagogen Reimar Fröhnel und Dunja Kreiser, MdL. (Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Sarah Kunte)

Nach der ersten Begrüßung durch Anstaltsleiter Dieter Münzebrock zeigte Gedenkstättenleiterin Martina Staats während des Rundgangs mit Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta die beiden Großexponate „ehemaliges Hinrichtungsgebäude“ und „ehemalige Einzelarrestzelle“, über die Baustelle des neuen Dokumentationszentrums führte der Bauprojektleiter Karl-Michael Heß vom staatlichen Baumanagement Braunschweig. Frau Landtagspräsidentin Dr. Andretta würdigte die Möglichkeiten, die durch die Neugestaltung entstehen werden: „Der auffällig gestaltete Neubau und die neue Dauerausstellung, die konzeptionell den aktuellen Forschungsstand berücksichtigt, ermöglichen auch für die Bildungsarbeit weitere neue Zugänge zu dem Thema ‚Justiz im Nationalsozialismus‘.“ „Der Besuch der Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel“, so Gedenkstättenleiterin Martina Staats, „und ihr Interesse an neuesten Forschungsergebnissen und Vermittlungsformen beweist, dass die Zeit der Aufarbeitung und des Gedenkens nicht endet. Geschichte und Erinnerung sind ein sich verändernder, lebendiger und gesellschaftlicher Prozess. Vergangenheit wirkt immer in die Gegenwart.“

Bildunterschrift Titelbild: Gedenkstättenleiterin Martina Staats und die Landtagspräsidentin im Gespräch am historischen Ort. (Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Sarah Kunte)

Besuch der Niedersächsischen Justizministerin

Am Mittwoch, den 14. Februar war die Niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza zu Besuch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wolfenbüttel. Am Ende ihres Aufenthalts nutzten sie und ihre Mitarbeiterinnen die Gelegenheit, sich auch die multimediale Lernumgebung und das ehemalige Hinrichtungsgebäude anzusehen. Mit großem Interesse ließ sich Frau Ministerin Havliza von der Gedenkstättenleiterin Martina Staats durch unsere Räumlichkeiten führen.

Ministerin Havliza probiert die Multi-Touch-Tische in der multimedialen Lernumgebung aus / Lukkas Busche

Ministerin Havliza probiert die Multi-Touch-Tische in der multimedialen Lernumgebung aus / Lukkas Busche

Besonders beeindruckt zeigte sie sich von den Multi-Touch-Tischen, die seit August 2015 in der pädagogischen Arbeit der Gedenkstätte verwendet werden.

Gleichzeitig informierte sich die Ministerin über den aktuellen Stand der letzten Phase des Neugestaltungsprojekts, der Errichtung eines neuen Dokumentationszentrums und der Erarbeitung einer neuen Dauerausstellung.

Eröffnung des ersten Bauabschnitts der Neugstaltung

In Anwesenheit von zahlreichen Gästen wurde im Rahmen einer Feierstunde am 25. August 2016 der erste Abschnitt der Neugestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel abgeschlossen.

In zweijähriger Arbeit wurde die ehemalige Hinrichtungsstätte umfassend restauriert und bauhistorisch erschlossen. Zudem wurden ehemalige Gemeinschaftszellen als Großexponate freigestellt und als multimediale Lernräume für die Gruppenarbeit ausgebaut.

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Conny Schmidthals/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt zeigte sich insbesondere von den neu entwickelten Multi-Touch-Tischen beeindruckt, die ihr von Schüler_innen der IGS Wallstraße und des Wolfenbütteler Theodor-Heuss-Gymnasiums vorgestellt wurden. Sie bieten für Besucher die Möglichkeit sich mit digital aufbereitetem Quellenmaterial zur Geschichte der Justizverbrechen im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.

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Verena Sohns/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Sie würdigte die Neugestaltung als Beleg der „herausragenden gesellschaftlichen Relevanz, die Gedenkstätten als zentrale Erinnerungs- und Lernorte auch mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch besitzen“.

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Verena Sohns/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Unter den vielen Gästen waren auch 20 Angehörige von Gefangenen und Hingerichteten, die u.a. aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden anreisten. Für sie war die Besichtigung des ehemaligen Hinrichtungsgebäudes besonders bedrückend. Bei einer Vorabbesichtigung mit den Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte würdigten sie die Ergebnisse der Neugestaltung.

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Verena Sohns/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

 

Entwürfe zur Neugestaltung der Gedenkstätte erarbeitet

Im Auswahlverfahren zur Neugestaltung der Gedenkstätte im Rahmen des Teilprojektes II hat das Gestaltungsbüro Hinz & Kunst aus Braunschweig den Zuschlag erhalten. Das durchdachte Lichtkonzept im ehemaligen Hinrichtungsgebäude sowie die Vorschläge zur Entwicklung einer multimedialen Lernanwendung fanden große Zustimmung. Im Hinblick auf die konzeptionellen Überlegungen sowie die geplante Umsetzung arbeiten die Kolleg_innen von Hinz & Kunst eng mit dem Architekturbüro O.M. Architekten BDA sowie dem freien Ausstellungsarchitekten Axel Pohl zusammen.

Der gegenwärtige Entwurf sieht im ehemaligen Hinrichtungsraum, dem zentralen Ort des Gedenkens, eine Installation von mehreren Glasstelen an der Westwand vor, auf denen die Namen der Hingerichteten verortet werden sollen. Ferner ist auch der frühere Standort der Guillotine in das Gestaltungskonzept mit einbezogen worden. Die weiteren Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Gebäudes sollen später eine unterschiedliche Nutzung erfahren, unter anderem zur Präsentation von historischen Bild- und Textquellen sowie ausgewählten Biografien.

Gestaltungsentwurf mit Darstellung der Medientische in den ehemaligen Gemeinschaftshaftzellen in Haus III, Grafik: Hinz & Kunst

Gestaltungsentwurf mit Darstellung der Medientische in den ehemaligen Gemeinschaftshaftzellen, Grafik: Hinz & Kunst

Die früheren Gemeinschaftshaftzellen in Haus III sollen im Wesentlichen zu Gruppenarbeitsräumen für die pädagogische Arbeit vor Ort umgestaltet werden. Ein wesentliches Element werden mehrere interaktive Medientische bilden, an denen sich Besucher_innen vertiefend mit historischen Quellenmaterialien auseinandersetzen können. Eine einzelne Gemeinschaftshaftzelle und die Arrestzelle 128 werden ferner zukünftig begehbare Exponate sein. Die inzwischen durch die Baurestaurator_innen freigelegten Wandritzungen der Gefangenen sollen dabei aufbereitet und angemessen geschützt werden.