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Lebensgeschichtliche Interviews für den Bereich Erinnerungskultur

In dieser Woche führte Martina Staats gemeinsam mit dem Kameramann Olaf Markmann zwei lebensgeschichtliche Interviews für den Ausstellungsteil zum Thema Erinnerungskultur. Am Dienstag, den 20. Februar, stand Hartmut Schulz für ein Interview zur Verfügung. Herr Schulz war von 1968 bis in die 1990er Jahre im Strafgefängnis bzw. in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wolfenbüttel beschäftigt. Als Leiter der Schlosswerkstatt befand sich sein Büro im ehemaligen Hinrichtungsgebäude.

Hartmut Schulz, Februar 2018, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Olaf Markmann

Hartmut Schulz, Februar 2018, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Olaf Markmann

Außerdem reiste Grete Refsum eigens aus Norwegen an, um in ihrem Interview Fragen zum Umgang mit der Erinnerung an ihren Schwiegervater Wilfred Jensenius zu beantworten. Wilfred Jensenius war in der Zeit des Nationalsozialismus als sogenannter „Nacht-und-Nebel-Gefangener“ im Strafgefängnis Wolfenbüttel inhaftiert. In seiner Haftzeit fertigte er zahlreiche Zeichnungen und Karikaturen an, die auch Situationen seines Haftortes Wolfenbüttel zeigen. Sein Nachlass wurde in den Jahren 2015  und 2017 als Geschenk an die Gedenkstätte übergeben.

Grete Refsum, Februar 2018, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Olaf Markmann

Grete Refsum, Februar 2018, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Olaf Markmann

Wir möchten uns herzlich bei Grete Refsum und Hartmut Schulz für ihre freundliche Unterstützung bedanken. Beide leisteten durch ihre Bereitschaft für ein Interview einen wichtigen Beitrag zur Arbeit der Gedenkstätte.

“Wie stellt man Recht aus?”

Am 15. und 16. Januar 2015 kamen die Mitglieder der Internationalen Expertenkommission (IEK) in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel zusammen, um über den derzeitigen Stand der Arbeiten im Neugestaltungsprojekt zu beraten. Gleichzeitig trafen die Kommissionsmitglieder erstmals auch den neuen Geschäftsführer der Stiftung und das neue Projektteam.

Am ersten Tag stellten wir der IEK erste Arbeitsergebnisse zur Erweiterung der Sammlung und die ersten Planungen zur Neugestaltung des Hinrichtungshauses vor. Bei der Begehung des Hinrichtungsgebäudes wurden sogleich wichtige Fragen aufgeworfen: Wie kann mit der historischen Bausubstanz des Ortes umgegangen werden? Welche Umbauarbeiten müssen und sollen durchgeführt werden, um den historischen Zustand wieder sichtbar zu machen? Was soll wo und wie vermittelt werden? Und wie erinnert man an die hingerichteten Opfer der NS-Justiz? All das bot Spielraum für anregende Diskussionen. Mit baufachlichem Wissen stand uns dabei Herr Heß vom Staatlichen Baumanagement zur Seite.

Den zweiten Tag eröffnete die Vorsitzenden der IEK, Prof. Dr. Inge Marszolek, mit einer Zusammenfassung der am Vortag kontrovers diskutierten Fragestellungen. Dies bot zugleich den Einstieg, vertiefend über das Ausstellungskonzept zu beraten. Welche Themenblöcke sollen in der neu konzipierten Gedenkstätte dargestellt werden und wie lässt sich das am besten umsetzen? Wie stellt man nun also Recht aus? Wichtige Fragen, die an diesem aufgeworfen wurden und die nun von uns mit Leben gefüllt werden wollen.

Diskussion der zukünftigen Besucher_innen-Führung durch das ehemalige Hinrichtungsgebäude, v.l.n.r.: Arnulf Heinemann, Stefan Wilbricht, Dr. Jens-Christian Wagner, Prof. Dr. Inge Marszolek. Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel / Stefan Wilbricht