Archiv des Autors: Janna Lölke

Film über die Eröffnung des Dokumentationszentrums fertiggestellt

Der Film dokumentiert die feierliche Eröffnung des Dokumentationszentrums, die am 17. November 2019 im Wolfenbütteler Lessingtheater begann. Mehr als 400 Gäste, darunter über 40 Angehörige von in der NS-Zeit Hingerichteten und Inhaftierten nahmen an diesem Festakt teil. Im Anschluss konnten die Gäste das neu errichtete Dokumentationszentrum mit der Dauerausstellung “Recht. Verbrechen. Folgen. Das Strafgefängnis Wolfenbüttel im Nationalsozialismus” besuchen. https://youtu.be/PjnqTs7KNs8

Der Wolfenbüttel-Prozess in Belgien

Das belgische Forschungsprojekt JUSINBELLGIUM arbeitet zurzeit an der Digitalisierung von Akten des Wolfenbüttel Prozesses, der 1950 vor einem Kriegsgericht in Brüssel stattfand. Sechs frühere Bedienstete des Strafgefängnisses standen damals wegen Kriegsverbrechen vor Gericht. Die Gerichtsakten enthalten eine Fülle bisher unbekannten Materials und stellen eine wertvolle Quelle für unsere Recherchen dar.

JUSINBELLGIUM ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt mit Beteiligung der Freien Universität Brüssel (ULB), des Belgischen Staatsarchivs, der Katholischen Universität Leuven und der Philipps-Universität in Marburg (International Research and Documentation Center for War Crimes Trials). Das Projekt beschäftigt sich mit Kriegsverbrecherprozessen in Belgien seit den 1920er Jahren und stellt die digitalisierten Gerichtsakten im Online Portal des Internationalen Strafgerichtshofs (Legal Tools) für die weitere Forschung zum Download bereit.

In Kürze werden auch die Akten des belgischen Wolfenbüttel Prozesses online zugänglich sein. Die Projektkoordinator_innen Prof. Dr. Pieter Lagrou und Dr. Ornella Rovetta von der ULB sowie Dr. Delphine Lauwers vom Belgischen Staatsarchiv haben uns die bereits digitalisierten Dokumente aber freundlicherweise schon vorab zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen zu JUSINBELLGIUM und Legal Tools:

https://jusinbell.hypotheses.org/

http://www.legal-tools.org/browse/

Wer kannte Karl Spilker? – Hinweise zu Karl Spilker aus Braunschweig gesucht

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel sucht nach Information zu dem ehemals in Braunschweig wohnhaften Karl Heinrich Theodor Spilker. Der 1892 in Hildesheim geborene Spilker lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1974 mit seiner Frau Karla Spilker im Klint Nr. 1 im Braunschweiger Magni-Viertel. Er arbeitete unter anderem als Oberkellner in der Gastwirtschaft seiner Mutter Marie Spilker in der Kuhstr. 1.

Die Gestapo Braunschweig verhaftete Herrn Spilker im Juli 1944 in seiner Wohnung. Bis zur Befreiung im April 1945 war er als politischer Gegner des Nationalsozialismus im Arbeitserziehungslager Hallendorf in Salzgitter und im Untersuchungsgefängnis Braunschweig inhaftiert.

Falls Sie weitere Informationen zu seiner Biografie haben, würden wir uns sehr über eine Nachricht freuen. Jeder Hinweis ist willkommen. Auf Wunsch werden alle Informationen vertraulich behandelt. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte stehen Ihnen für Nachfragen gern zur Verfügung, insbesondere Janna Lölke (janna.loelke@stiftung-ng.de).

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel erinnert seit 1990 an die Opfer der Justiz im Nationalsozialismus, an die im Strafgefängnis Wolfenbüttel Hingerichteten und Inhaftierten sowie an die Rolle der Justiz bei der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Mordpolitik. Das Strafgefängnis war Teil eines vernetzten Systems von Haftanstalten, das über die ehemaligen Reichsgrenzen hinausreichte. Diese Vernetzung bis in die von Deutschland besetzten Gebiete unterstreicht die europäische Dimension des heutigen Erinnerungs- und Bildungsortes.

Zurzeit wird die Gedenkstätte grundlegend umgestaltet und erweitert. An diesem Projekt arbeitet ein Team aus Historiker_innen, Kultur- und Politikwissenschaftler_innen. Im Zuge der Neugestaltung wird das ehemalige Hinrichtungsgebäude als Gedenkort neu erschlossen und saniert sowie eine der ehemaligen Todeszellen im Hafthaus I („Graues Haus“) zugänglich gemacht. Im Bereich der ehemaligen Gemeinschafts- und Arrestzellen wird ein Ausstellungs- und Lernangebot entwickelt. Ein Neubau mit einer neuen Dauerausstellung zum Thema Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus schließt die Neugestaltung der Gedenkstätte ab.

Kontakt:

Neugestaltungsprojekt der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Rennelbergstraße 11
38114 Braunschweig
Tel.: +49 (0) 531 – 488-1696
Fax: +49 (0) 531 – 488 1607
Janna.loelke@stiftung-ng.de
wolfenbuettel.stiftung-ng.de
blog.neugestalten-gwf.de

Wir bedanken uns für Ihre Mithilfe!

Archivreise nach England

Im Juni konnte ich im Rahmen des Neugestaltungsprojekts für eine mehrtägige Archivrecherche nach England reisen. Zunächst besuchte ich das Churchill Archives Centre in Cambridge, um dort den Nachlass von Baron Patrick Chrestien Gordon Walker einzusehen. Gordon Walker fuhr im April 1945 als Berichterstatter des BBC mit einem Aufnahmewagen u.a. durch Braunschweig und Wolfenbüttel bevor er schließlich das befreite KZ Bergen-Belsen erreichte. Seine Eindrücke und Begegnungen hielt er in Tagebüchern und Briefen an seine Frau fest, die Teil des Nachlasses sind.

Nach Cambridge ging es weiter nach London – genauer in die National Archives in Kew. Dort liegen umfangreiche Bestände zur Zeit der britischen Militärregierung in Deutschland. Ich habe mir insbesondere Prozessakten von Personen angesehen, die zwischen 1945 und 1947 von britischen Militär- und Kriegsgerichten zum Tode verurteilt und in Wolfenbüttel hingerichtet wurden. Darüber hinaus habe ich dort Akten über die Auslieferung von Beamten des Wolfenbütteler Gefängnispersonals an Belgien für ein dortiges Strafverfahren, die War Diaries verschiedener britischer Einheiten, die in Wolfenbüttel und Braunschweig stationiert waren und noch einiges mehr gefunden.

The National Archives, Kew

The National Archives, Kew