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Kultusminister Grant Hendrik Tonne informiert sich über die Neugestaltung der Gedenkstätte

Am Freitag informierte sich der Kultusminister Grant Hendrik Tonne über den Fortgang der Bauarbeiten zum Neubau der Gedenkstätte und über die Inhalte der geplanten Dauerausstellung.

Im Unterschied zu den historischen Orten, die sich innerhalb des Sicherheitsbereiches der JVA befinden und deshalb nur von angemeldeten Besuchergruppen besichtigt
werden können, wird das neue Dokumentationszentrum und damit die neue Dauerausstellung für Einzelbesucher und Gruppen ohne Anmeldung zugänglich sein.

Im Zentrum der neuen Dauerausstellung wird die Geschichte der Justiz und des Strafvollzugs im
Nationalsozialismus stehen. Mittels zahlreicher neuer Exponate und Dokumente, die von den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Neugestaltungsteams aus Archiven und Sammlungen im In- und Ausland zusammengetragen und von Familienangehörigen der Gedenkstätte übergeben wurden, sollen aber auch Kontinuitäten und Brüche nach 1945 dargestellt werden – während der Zeit der britischen Besatzung und nach Gründung der Bundesrepublik. Mit Blick auf NS-belastete Juristen werden hier auch personelle Kontinuitäten eine Rolle spielen.

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Der Kultusminister bei der Arbeit mit den Multi-Touch-Tischen. (Foto: Sarah Kunte)

Kultusminister Tonne zeigte sich nach einem Rundgang durch die Gedenkstätte und der Vorstellung der Ausstellungskonzeption durch Gedenkstättenleiterin Martina Staats und Stiftungs-Geschäftsführer Dr. Jens-Christian Wagner von der Arbeit des Neugestaltungsteams sehr beeindruckt:

„Mit dem neuen Dokumentationszentrum und den didaktischen Möglichkeiten in den historischen Räumlichkeiten würdigt Niedersachsen die Opfer der NS-Justizverbrechen und schafft zugleich einen zentralen Lernort zur Justiz und zum Strafvollzug im Nationalsozialismus. Die neue Dauerausstellung zeichnet sich durch innovative Vermittlungsmethoden und eine breite wissenschaftliche Fundierung aus.“

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Gedenkstättenleiterin Martina Staats und der Geschäftsführer Dr. Jens-Christian Wagner führen den Kultusminister Grant Hendrik Tonne durch die neu gestalteten Gruppenarbeitsräume der Gedenkstätte. (Foto: Sarah Kunte)

Ausdrücklich dankte er dem Team in der Gedenkstätte für die engagierte und erfolgreiche Arbeit, dem Leiter der JVA Wolfenbüttel Dieter Münzebrock für die Unterstützung der Gedenkstättenarbeit und dem Staatlichen Baumanagement Braunschweig für die Bauleitung.

 

Hier finden Sie die Pressemitteilung zum Besuch des Kultusministers: Pressemitteilung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Neues von der Baustelle: Bemusterung des Ortbetons

Die Bodenplatte für das Ausstellungsgebäude ist gegossen und die Wände des Erdgeschosses sind teilweise aufgestellt. In der Fassade des Neubaus werden Einritzungen visualisiert, die in einer ehemaligen Arrestzelle freigelegt wurden. Diese sogenannten Vektorisierungen werden mit Hilfe einer Schablone im Ortbeton abgebildet.

Ein Mitarbeiter der Firma Kümper+Schwarze Baubetriebe bei der Bemusterung / Lukkas Busche

Ein Mitarbeiter der Firma Kümper+Schwarze Baubetriebe bei der Bemusterung / Lukkas Busche

In Anwesenheit von Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte, des Staatlichen Baumanagements Braunschweig und der Firma Kümper+Schwarze Baubetriebe wurde heute Vormittag zum ersten Mal eine der in Form gegossenen Vektorisierungen enthüllt. Die Einritzungen im Ortbeton sind, auch aus der Ferne, gut erkennbar. Unser Ausstellungsneubau bekommt auf diese Weise eine besondere Fassade mit spannender Struktur und wird sich gut von den umstehenden Gebäuden abheben.

Martina Staats (Gedenkstätte) und Karl-Michael Heß bei der Begutachtung des Musters

Martina Staats (Gedenkstätte) und Karl-Michael Heß (Staatliches Baumanagement Braunschweig) bei der Begutachtung des Musters / Lukkas Busche

Neues von der Baustelle: Bodenplatte gegossen

Nachdem in den letzten Wochen das Baufeld vorbereitet und ausgeschachtet wurde, ist nun sprichwörtlich das Fundament für den Neubau gelegt: im Januar wurde die Bodenplatte für den neuen Ausstellungsbau gegossen.

Nun ist erstmals die Abmessung des Gebäudes konkret erfahrbar und der Grundriss erkennbar. So zeigten sich die Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte begeistert davon, zwar noch mit viel Phantasie, die ersten Schritte durch den künftigen Eingangsbereich des Neubaus und den Prolog der künftigen Dauerausstellung gehen zu können.

Grundsteinlegung für den Neubau der Gedenkstätte

Mit der Grundsteinlegung für den Neubau begann heute die letzte Phase der Umgestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel. Vor 150 geladenen Gästen- darunter auch Angehörige ehemaliger Gefangener – betonte die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt: „Am Ende wird Wolfenbüttel über die wohl wichtigste Gedenkstätte in Deutschland zum Thema der NS-Justiz verfügen – eine Gedenkstätte, die sich umfassend mit der NS-Justiz, den Opfern, aber auch Tätern und mit den Kontinuitäten und Brüchen nach 1945 auseinandersetzt – und das mit neuen Forschungsergebnissen und innovativen didaktischen Methoden. Mit der Förderung des Neugestaltungsprojektes bekennen sich das Land und der Bund zu ihrer Verantwortung dafür, dass die kritische Auseinandersetzung mit den im Nationalsozialismus begangenen Verbrechen fest in unserer Erinnerungskultur verankert ist.“

Die ersten Teilbereiche der Neugestaltung sind bereits umgesetzt: Das ehemalige Hinrichtungsgebäude wurde bauhistorisch erschlossen sowie saniert und im Bereich der ehemaligen Gemeinschaftszellen wurde eine interaktive und multimediale Lernumgebung mit Multi-Touch-Tischen installiert. Den Abschluss der Neugestaltung bildet der Bau des neuen Dokumentationszentrums.

„Es geht darum, an die Opfer des nationalsozialistischen Strafvollzugs in Wolfenbüttel zu erinnern und zugleich eine zukunftsgerichtete und geschichtsbewusste Bildungsarbeit zu betreiben“, beschrieb Dr. Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, das zentrale Ziel der Arbeit der Gedenkstätte. Außerdem dankte er den Überlebenden und den Angehörigen der hier Hingerichteten und erinnerte daran, dass es Menschen aus der Region waren, die sich seit den 1980er Jahren gegen viele Widerstände für die Einrichtung einer Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel engagiert haben.

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André Charon. Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel.

André Charon, der aus Belgien angereist war, ist der Sohn eines Widerstandskämpfers, der die Haft im Strafgefängnis überlebt hat. Er erinnerte an seinen Vater: „Jedes Mal, wenn ich wieder an diesen Ort komme, wenn die Tür sich wieder schließt und der Schlüssel sich im Schloss dreht, denke ich daran, was mein Vater uns immer gesagt hat: ‚Ihr Unglücklichen, Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was man fühlt, wenn die Zellentür hinter einem schwer ins Schloss fällt und der Schlüssel sich lärmend im Schloss dreht. Aber ich werde dieses Geräusch niemals vergessen können, und nachts dröhnt es noch in meinen Albträumen.‘ Er schloss mit den Worten des französischen Schriftstellers Jean d’Ormesson: „Es gibt etwas, das stärker ist als der Tod: es ist die Anwesenheit der Abwesenden im Gedächtnis der Lebenden.“

Beitrags-Foto: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel.

Werkstattbericht am 8. Juni

Sie sind herzlich eingeladen zum 6. Wolfenbütteler Gedenkstättenforum, unserem Werkstattbericht zur Neugestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel.

Das Team des Neugestaltungsprojekts stellt die konkreten Pläne des Neubaus, einem markanten, zweistöckigen Ortbetongebäude, vor. Anschließend wird das Konzept der neuen Dauerausstellung zu den Themen Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus erläutert und Ideen der Ausstellungsgestaltung visualisiert.

Donnerstag, 8. Juni 2017, 19 Uhr
Ratssaal im Rathaus,
Stadtmarkt 3, 38300 Wolfenbüttel

Beitragsbild: winkelmüller.architekten

Ein Neubau für die Gedenkstätte

Ein wesentlicher Teil der Neugestaltung ist die Erweiterung der Gedenkstätte um einen Neubau mit Ausstellungs-, Büro- und Multi-Funktions-Räumen. Dieser bildet zukünftig einen Teil der Außenmauer JVA und wird über den Parkplatz der benachbarten Volksbank erschlossen. Damit wird es allen Besucher_innen künftig möglich sein, die Dauerausstellung der Gedenkstätte ohne vorherige Anmeldung während der regelmäßigen Öffnungszeiten zu besuchen.

Mit der Realisierung des Neubaus wurde im Frühjahr 2016 die Bietergemeinschaft winkelmüller.architekten, Berlin und iwb-ingenieure, Braunschweig nach einem Auswahlverfahren beauftragt.

Der Neubau sieht im 1. Obergeschoss eine 280 qm umfassende Ausstellungsfläche vor. Als prägendes Element stellt ein großzügiges Ausstellungsfenster eine Sichtbeziehung zu den historischen Orten (ehemaliges Hinrichtungsgebäude, Hafthaus III  und Todeszelle 27 im sogenannten Grauen Haus) her. Da Führungen zu den historischen Orten für Besucher_innen weiterhin nur nach vorheriger Anmeldung möglich sein werden, können Besucher_innen der Ausstellung so trotzdem einen Blick auf diese Orte werfen.

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Quelle: winkelmüller.architeckten gmbh

Im Erdgeschoss des Neubaus sind multifunktionale Räume für die Bildungsarbeit und Veranstaltungen der Gedenkstätte geplant. Im obersten Geschoss werden Büro- und Lagerungsräume geschaffen.

Beitragsbild: winkelmüller.architekten gmbh

8. Treffen der Expertenkommission

Am 30. Januar 2017 ist die Internationale Expertenkommission für die Neugestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel (IEK), zum achten Mal zusammengekommen. Die IEK berät die Gedenkstätte im Rahmen der Neugestaltung inhaltlich und gestalterisch. So wurde an diesem Tag in Wolfenbüttel gemeinsam mit den Mitarbeiter_innen das Grobkonzept für die neue Dauerausstellung der Gedenkstätte besprochen, die Ende 2018 eröffnet werden soll.

Die Dauerausstellung wird ihren Schwerpunkt auf die Zeit des Nationalsozialismus legen, aber auch Brüche und Kontinuitäten aus dem Übergang von der Weimarer Republik bzw. zur britischen Besatzungszeit und (frühen) Bundesrepublik nachzeichnen.

Thematisch wird sie einen bewusst starken Bezug zum historischen Ort des ehemaligen Strafgefängnisses und der zwischen 1937 und 1947 angeschlossenen Hinrichtungsstätte haben. Laut IEK soll die neue Dauerausstellung das justizielle Wirken vor Ort in den Fokus nehmen.

Arbeit an der neuen Dauerausstellung

Die Mitarbeiter_innen des Neugestaltungsprojektes trafen sich am 22. und 23. November 2016 zu einer Klausur in der Gedenkstätte Buchenwald, um an dem Konzept für die neue Dauerausstellung weiterzuarbeiten. Dabei nutzten sie auch die Gelegenheit, einen Blick in die kürzlich eröffnete Dauerausstellung zum Konzentrationslager Buchenwald zu werfen.

Dr. Michael Löffelsender, Mitarbeiter der Gedenkstätte und Mitglied der Internationalen Expertenkommission, gab eine Führung durch die Dauerausstellung und stand für Rückfragen bereit. Der multimediale Prolog der Buchenwald-Ausstellung war von besonderem Interesse, da für die neue Dauerausstellung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel ebenfalls eine mediale Inszenierung geplant ist. In Wolfenbüttel sollen sich die Besucher thematisch durch eine interaktive Zeitschleuse von der Gegenwart in das Jahr 1933 bewegen.

Angetan vom Ausstellungs-Prolog in Buchenwald, der komplexe Zusammenhänge zur NS-Geschichte durch Fotomontage und Animation verständlich darstellt, machte sich das Team im Anschluss an eine inhaltliche Weiterentwicklung des Konzepts zur neuen Dauerausstellung in Wolfenbüttel.

Lukkas Busche / Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Lukkas Busche / Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Eröffnung des ersten Bauabschnitts der Neugstaltung

In Anwesenheit von zahlreichen Gästen wurde im Rahmen einer Feierstunde am 25. August 2016 der erste Abschnitt der Neugestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel abgeschlossen.

In zweijähriger Arbeit wurde die ehemalige Hinrichtungsstätte umfassend restauriert und bauhistorisch erschlossen. Zudem wurden ehemalige Gemeinschaftszellen als Großexponate freigestellt und als multimediale Lernräume für die Gruppenarbeit ausgebaut.

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Conny Schmidthals/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt zeigte sich insbesondere von den neu entwickelten Multi-Touch-Tischen beeindruckt, die ihr von Schüler_innen der IGS Wallstraße und des Wolfenbütteler Theodor-Heuss-Gymnasiums vorgestellt wurden. Sie bieten für Besucher die Möglichkeit sich mit digital aufbereitetem Quellenmaterial zur Geschichte der Justizverbrechen im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.

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Verena Sohns/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Sie würdigte die Neugestaltung als Beleg der „herausragenden gesellschaftlichen Relevanz, die Gedenkstätten als zentrale Erinnerungs- und Lernorte auch mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch besitzen“.

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Verena Sohns/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Unter den vielen Gästen waren auch 20 Angehörige von Gefangenen und Hingerichteten, die u.a. aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden anreisten. Für sie war die Besichtigung des ehemaligen Hinrichtungsgebäudes besonders bedrückend. Bei einer Vorabbesichtigung mit den Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte würdigten sie die Ergebnisse der Neugestaltung.

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Verena Sohns/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

 

Auswahl des Gestalterbüros für die neue Dauerausstellung

Im Rahmen eines Auswahlverfahrens sind die renommierte Ausstellungs- und Architekturgestalter büroberlin mit der Gestaltung der Dauerausstellung beauftragt worden, die bis 2018 auf rund 280 qm im Museumsneubau der Gedenkstätte entstehen soll. Die Jury zeigte sich vor allem vom überzeugenden Raumkonzept und der Gestaltung des Ausstellungsprologs angetan. Dieser thematisiert zum einen den Umstand, dass sich die Gedenkstätte in einer in Betrieb befindlichen JVA befindet, zum anderen fragt er in einer Art Zeitschleuse nach dem spezifisch Verbrecherischen des NS-Strafvollzugs.

Unser Foto zeigt die Jurysitzung des Auswahlverfahrens, die am 14. Juni 2016 in der Bundesakademie Wolfenbüttel stattfand. Mitglieder der Jury waren Vertreter der Internationalen Expertenkommission, der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, des niedersächsischen Kultusministeriums, der Staatlichen Baumanagements und der Bundesakademie Wolfenbüttel.